Helen Callaghan: Lügen. Nichts als Lügen

© Droemer Knaur
Helen Callaghan, © Lee Irvine
© Penguin

Buchtitel:
„Lügen. Nichts als Lügen“ von Helen Callaghan.
Übersetzt aus dem Englischen von Heike Reissig und Stefanie Schäfer.
Erschienen am 01.10.2018 bei Droemer Knaur.
Originaltitel: „Everything Is Lies“, erschienen bei Penguin.

Worum geht’s?

Der neue Psychothriller der englischen Bestsellerautorin von DEAR AMY.

»Bitte komm nach Hause, Sophia …« Ausgerechnet in einen heißen Flirt platzt der Anruf von Sophias Mutter Nina, ängstlich, fast panisch, und sicher so grundlos wie etliche Male zuvor. Widerwillig fährt Sophia zu ihren Eltern …

Leseprobe:
„Das war eine schöne Messe.“
Wir waren in Eden Gardens und tranken aus Gläsern von einem Geschirrverleih. Vor mir stand ein betroffen dreinblickendes junges Pärchen in Schwarz. Die Frau, Sonia, hatte eine Weile im Café gearbeitet, bevor sie weggezogen war, um zu studieren. Ich war ihr vorher noch nie begegnet.
„Danke“, sagte ich. Es fiel mir erstaunlich leicht, denn ich schwebte in einer Wattewolke aus Valium und Alkohol. Sie dämpfte die Einsamkeit und Verzweiflung, die ich trotz all der mitfühlenden Trauergäste verspürte. Ich war eine Wachsfigur namens Sophia mit einem Glas in der Hand. Meine Worte klangen blechern und hohl, als läse jemand meine Antwort über einen billigen Lautsprecher vor. „Danke, dass Sie gekommen sind.“
„Sophia.“ Kayleigh, Rowans bessere Hälfte, fasste mich sanft am Ellbogen. „Jemand fragt nach dir.“
Ich nickte, lächelte Sonia fratzenhaft zu (sie lächelte verständnisvoll zurück) und ließ mich von Kayleigh zurück zum Haus führen. Ihr rundes, fröhliches Gesicht drückte Unbehagen aus. „Sie sind gerade erst angekommen …“
„Wer denn?“, fragte ich, aber eigentlich war es mir egal.
Als wir in den Flur traten, erblickte ich ein mir unbekanntes älteres Paar in Trauerkleidung. Die Frau klammerte sich nervös an die Jacke, die sie über dem Arm trug; ihre bleichen Wangen waren von tiefen Falten durchzogen, als wäre ihr Gesicht aus Holz geschnitzt. Begleitet wurde sie von einem hochgewachsenen Mann, der, abgesehen von seinem Bierbauch, sehr hager war und verbittert den Mund zusammenpresste.
Ich blieb stehen.
„Sophia?“, sagte die Frau. Ihre Zähne waren gelblich, ihre Haare stahlgrau.
Eine undefinierbare Spannung ging von den beiden aus; ich fühlte mich auf Anhieb äußerst unwohl.
„Ja?“, sagte ich.
„Ich bin Estella, Ninas Mutter. Deine Großmutter.“