Unter dem Titel „17.000 Inseln der Imagination“ präsentiert das viertgrößte Land der Welt seine facettenreiche Literatur- und Kulturlandschaft. 75 indonesische Autorinnen und Autoren stellen ihre Bücher vor, darunter Neuerscheinungen ihrer Werke in deutscher Sprache. 142 neue Bücher zum Thema Indonesien sind in insgesamt 71 deutschsprachigen Verlagen erschienen. Die wechselvolle Geschichte Indonesiens von der Kolonie zur Unabhängigkeit, vom autoritären Regime zum demokratischen Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung weltweit nimmt dabei einen wichtigen Stellenwert ein: 38 Titel thematisieren die indonesische Gesellschaft und Politik. 53 belletristische Titel geben einen Eindruck von der reichen erzählerischen Tradition des Landes.
Die Autorinnen Ayu Utami (Larung und Saman, Horlemann), Laksmi Pamuntjak (Alle Farben Rot, Ullstein) und Leila S. Chudori (Pulang (Heimkehr nach Jakarta), Weidle) schlagen in ihren Romanen dunkle Kapitel der Landesgeschichte auf und setzen sich mit der Zeit des Suharto-Regimes auseinander. Menschenrechtsfragen und gesellschaftspolitische Konflikte thematisiert auch Linda Christanty. In ihrem Reportagen- und Essayband Schreib ja nicht, dass wir Terroristen sind (Horlemann) interviewt sie Vertreter unterschiedlichster religiöser, politischer und sozialer Gruppierungen. Mit Okky Madasari stellt eine Vertreterin der jungen Autorinnenszene ihr aktuelles Buch Gebunden – Stimmen der Trommel (Sujet) vor. Der sozialkritische Entwicklungsroman handelt von Sasanas und Jakas inneren und äußeren Kampf für ihre persönliche Freiheit. Andrea Hirata erzählt in seinem autobiografisch geprägten Roman Der Träumer (Hanser Berlin) die Geschichte von Ikal, der den Weg aus der Armut schafft. Oka Rusmini stellt schließlich die wechselvolle Geschichte balinesischer Frauen über vier Generationen in Erdentanz (Horlemann) vor.
Auch die Lontar Foundation, eine Non-Profit-Organisation, die sich der Förderung der indonesischen Literatur verschrieben hat, ist auf der Messe vertreten. Um indonesische Literatur international bekannter zu machen, hat Lontar eigens den Verlag BTW ins Leben gerufen. BTW steht für „by the way“, im Sinne von „übrigens, haben Sie schon von dieser Autorin gehört?“. BTW bringt kleine dreisprachige Bände auf Englisch, Deutsch und Indonesisch heraus, um vor allem Verlage und Literaturagenten anzusprechen. Die BTW-Reihe der Lontar Foundation umfasst rund 25 Bände, in denen jeweils ein/e Autor/in mit einer kleinen Sammmlung von Texten vorgestellt wird, darunter Romanausschnitte und Kurzgeschichten ebenso wie Gedichte und Essays.
Da Lontar Schwierigkeiten hatte, kompetente Übersetzer/innen zu finden, die diese Bände direkt aus dem Indonesischen ins Deutsche übersetzen konnten, enthalten einige Bände stattdessen Übersetzungen aus dem Englischen ins Deutsche. So kam es, dass ich für Lontar zwei Bände aus dem Englischen übersetzen durfte. Es war mir ein großes Vergnügen!
Der Band „Geni Jora & Other Texts“ enthält drei Texte von Abidah El Khalieqy: die Kurzgeschichte „Ghendis“ sowie Auszüge aus den Romanen „Mataraisa“ und „Geni Jora“.
Abidah El Khalieqy, 1965 als Muslima in Ostjava geboren, ist in ihrer Heimat eine bekannte Autorin, die sich in ihren Werken kritisch mit dem islamischen Alltag auseinandersetzt. In ihren Romanen und Kurzgeschichten beschäftigt sie sich mit der Rolle der Frau in einer islamisch geprägten Gesellschaft und greift dabei Themen wie Polygamie oder häusliche Gewalt auf. „Geni Jora & Other Texts“ von Abidah El Khalieqy. Übersetzt aus dem Englischen von Heike Reissig. Erscheint am 01.12.2015 bei Lontar Foundation. |
Der Band „Ars Poetica & Other Thought Pieces“ enthält zwölf Essays von Hasif Amini: Ars Poetica, Ruinen, Rauschen, Geschichten, Der Leser, Eis, Ironie, Sublim, Mandelstam, Chiyo-ni, Pantoum und Zaum.
Hasif Amini, 1970 in Pekalongan geboren, ist als Autor, Literaturübersetzer und Redakteur tätig. „Ars Poetica & Other Thought Pieces“ von Hasif Amini. Übersetzt aus dem Englischen von Heike Reissig. Erscheint am 01.12.2015 bei Lontar Foundation. |
Ehrengast Indonesien in der Presse:
Beitrag in der NZZ vom 06.10.2015