Frankfurter Buchmesse 2021: Maskenblues und Kanada

2021, im Jahr 2 der Corona-Pandemie, fand die Frankfurter Buchmesse unter dem Motto „Re:connect – Welcome back to Frankfurt“ wieder als Präsenzveranstaltung in den Messehallen statt. Insgesamt wurden über 73.500 Besucher:innen registriert. Zum Vergleich: 2019 waren es insgesamt 302.267.

Ich blieb diesmal zu Hause. Irgendwie konnte ich mich noch nicht aus der Pandemiestarre lösen. Und Networking mit FFP-2-Maske ist einfach nicht mein Ding. Wenn ich Menschen kennenlerne, möchte ich ihnen nicht nur in die Augen schauen, sondern ihre gesamte Mimik sehen können. Sonst fehlt etwas Entscheidendes, finde ich. Wenigstens ließ sich die Messe zum Teil wieder digital verfolgen.

Ehrengastland war Kanada, das seinen bereits für 2020 anvisierten, aber pandemiebedingt ausgefallenen Besuch nun nachholte und sich in seinem virtuellen Pavillon unter dem Motto „Singular Plurality“ als multikulturelles Land präsentierte. Das literarische Programm repräsentierte kanadische Talente aus allen literarischen Genres, darunter französische, englische und indigene Stimmen.

Als Literaturübersetzerin fand ich die Reihe „Ehrengast Kanada 2021: Übersetzerische Vielfalt auf der Weltlesebühne“ besonders interessant. Dieses Videoprojekt der Weltlesebühne e.V. ist Teil von Kanadas Kulturprogramm als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse und wird durch die Regierung von Kanada (Botschaft von Kanada), die Vertretung der Regierung von Québec sowie durch den Deutschen Übersetzerfonds e.V. unterstützt.

In 28 Kurzclips präsentieren verschiedene Übersetzer:innen eine literarische Entdeckungsreise, die von Québec im Osten bis nach British Columbia im äußersten Westen Kanadas führt. Lyrik, Theater, indige Prosa, Essayistik, Graphic Novel, Kriminalroman, Migrationsliteratur, Natural Writing, queere Literatur und andere Ausdrucksformen ergeben ein diverses Porträt von Kanada und seiner Kultur mit Erzählungen, die sich auf vielfältige Weise mit der Geschichte und der gesellschaftlichen Realität des Landes auseinandersetzen.

Vorgestellt werden sie von den Persönlichkeiten, die all diese Werke aus dem kanadischen Englisch und Französisch ins Deutsche übertragen haben und sie dadurch dem deutschsprachigen Publikum überhaupt erst zugänglich gemacht haben. Sonja Finck, Brigitte Große, Ebi Naumann und viele andere erzählen, was das Besondere an „ihren“ Büchern ist, warum man sie unbedingt lesen sollte und warum sie solche Freude am literarischen Übersetzen haben. Hier sind die 28 Kurzclips zu sehen:

– Anja Herre stellt vor: „Adresse unbekannt“ von Susin Nielsen
– Alexander Lippmann stellt vor: „Louis Riel – Eine Comic-Biografie“ von Chester Brown
– Ute Leibmann stellt vor: „Die Unschuldigen“ von Michael Crummey
– Yvonne Eglinger: „Survival – Ein Streifzug durch die kanadische Literatur“ von Margaret Atwood
– Ebi Naumann stellt vor: „Drei Drollige Dramen“ von Margaret Atwood
– Frank Weigand stellt vor: „Der dunkle Sog des Meeres“ von Roxanne Bouchard
– Elke Link stellt vor: „Sein Name war Annabel“ von Kathleen Winter
– Sebastian Raho stellt vor: „Das ist dem Walzer doch egal“ von Henry Kreisel
– Kathrin Razum stellt vor: „Fremde Hochzeit“ von Lisa Moore
– Joachim Utz stellt vor: „Komm zurück“ von Rudy Wiebe
– Margrit Klingler Clavijo stellt vor: „Ich wohne auf der Autobahn der Träume“ von Rodney Saint-Éloi
– Birgit Leib stellt vor: „Häsin in der Grube“ von Mireille Gagné
– Bettina Münch stellt vor: „Anne auf Green Gables“ von Lucy M. Montgomery
– Beate Thill: „Granate oder Granatapfel – was hat der Schwarze in der Hand?“ von Dany Laferrière
– Ingo Herzke stellt vor: „Der gefrorene Himmel“ von Richard Wagamese
– Stefanie Schäfer stellt vor: „Toronto – was uns durch die Nacht trägt“ von Kenneth Bonert
– Tobias Rothenbücher stellt vor: „Land der Seen. Von der Seele Kanadas“ von Allan Casey
– Gerda Poschmann-Reichenau stellt vor: „Das Meer, von fern“ von Evelyne de la Chenelière
– Brigitte Große stellt vor: „Großer Bruder, kleine Schwester“ von Kim Thúy
– Sonja Finck & Patricia Klobusiczky stellen vor: „Der Himmel über Bay City“ von Catherine Mavrikakis
– Sonja Finck stellt vor: „Die kleine Schule der großen Hoffnung“ von Naomi Fontaine
– Andreas Jandl stellt vor: „Reiz der Rache“ von J. D. Kurtness
– Jennifer Dummer stellt vor: „Uiesh. Irgendwo“ von Joséphine Bacon
– Penelope Dützmann: „Hot, Wet & Shaking. Wie ich lernte, über Sex zu sprechen.“ von Kaleigh Trace
– Rike Bolte stellt vor: „Eine zeitlose Spur“ von Anthony Phelps
– Ina Böhme stellt vor: „Das Wanderkind“ von Aude
– Anabelle Assaf stellt vor: „In die Fluten der Dunkelheit“ von Martin Michaud
– Anabelle Assaf & Sonja Finck stellen vor: „Gebrauchtes Glück“ von Gabrielle Roy

Weltlesebühne e.V. ist ein Zusammenschluss von Literaturübersetzer:innen aus Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Heidelberg, Köln, Leipzig und Zürich und anderen Städten. Gegründet 2009, hat der Verein aktuell an die siebzig Mitglieder, die sich der Förderung einer lebendigen und streitbaren Übersetzungskultur verschrieben haben. Er bringt Übersetzer:innen auf die Bühne, lässt sie aus ihrer Werkstatt berichten und rückt ihre komplexe und vielfältige Arbeit ins Licht der Öffentlichkeit.